Thomas Ruch, Düsseldorf
Werkjahrpreis für grafisches Schaffen


Thomas Ruchs Holzschnitte sind ungewöhnlich gross. Seine Druckstöcke bestehen nicht aus dünnen Platten, sondern aus massiven Holzblöcken. Es sind in der Regel Fundstücke, die der Künstler teilweise bearbeitet und wie ein Plastiker zusammenmontiert. Die gedruckten Formen stammen also von Dingen unserer Umwelt in neuer Anordnung. Sie erzählen zugleich vom Material, der Struktur der Holzmaserung, von handwerklichen Verbindungen und Konstruktionen.
Thomas Ruch druckt auf Papier oder weissgrundierte Leinwand. Manchmal spannt er diese Bildträger auf einen breiten Holzrahmen. Weil sich die gedruckten Formen auf der Frontseite und auf den seitlichen Rändern zeigen, werden die Arbeiten zu Bild-Objekten. Der Künstler verlangt, dass wir uns bewegen und das Werk von verschiedenen Standorten aus betrachten. Nur so erhalten wir ein vollständiges, gültiges Bild vom Objekt. Auffallend sind die mutigen und überzeugenden Platzierungen der schwarzen Formen auf dem weissen Grund. Ruch weiss, dass Positiv- und Negativform gemeinsam die Bildaussage bewirken. Wenn er das Schwarze druckt, spricht auch das Weisse. Der Künstler muss entscheiden, welches der beiden Mittel die dominante Rolle einnehmen soll.

Die Kräfteverhältnisse zwischen Kontrastpaaren wie Figur und Grund, Binnenform und Aussenform, Raum und Zwischenraum, Fläche und Körper, objet trouvé und Eingriff, Abbild und Illusion sind die bildnerischen Probleme, mit denen sich Ruch beschäftigt. Der Werkjahrpreis ist eine Würdigung der bisherigen Arbeit und soll den Künstler motivieren, die Forschung weiterzutreiben.


Peter Jeker,
Fachkommission Bildende Kunst und Architektur