Meine bisherigen Ausbildungen und im Besonderen mein begonnenes Studium haben mich in eine Position oder an einen Punkt gebracht, welcher den Erfordernissen und den Tendenzen der Gesellschaft – auch der musikalischen – eigentlich zuwiderläuft. Kein Berufsberater empfiehlt einem, sich möglichst breit, sozusagen zum «Allrounder», ausbilden zu lassen. Gerade meine Stärke – zugleich aber auch meine Schwäche – sind ein sehr weit gestreutes Können und das Fachwissen dazu.

«Alles ein bisschen und nichts richtig». Diesem Satz und Urteil versuche ich durch meine Weiterbildung zu trotzen. Das Wertvolle an der Musik, und für mich ein wesentliches Qualitätsmerkmal eines Musikstücks, ist die einem Musikstück immanente Botschaft an den Zuhörer. Wobei der Begriff «Botschaft» sehr dehnbar ist, umfasst er doch bedeutungsmässig eine blosse Stimmung ebenso gut wie eine absichtliche Zweideutigkeit oder eine gewollte emotionale Distanz. Wichtig erscheint mir, dass ich als Interpret, anhand der Struktur des Stückes und gestützt auf das Wissen über das Umfeld, in dem es entstanden ist, mir die Fülle und Stringenz dieser Botschaften in einem musikalischen Meisterwerk bewusst mache. Insofern beschäftige ich mich mit Musik häufig auf eine intellektuelle oder analytische Weise.

Meine Vorliebe gilt der Alten Musik. Dabei kommt mir entgegen, dass ich mich leidenschaftlich gerne mit dem historischen, biographischen und kulturellen Hintergrund von Musikwerken befasse.

Ich interessiere mich sehr für die Erkenntnisse und auch die Problematik der «historischen Aufführungspraxis».
In Wien habe ich glücklicherweise schnell Zugang zu dieser Szene gefunden. Bei einem Ensemble-Kurs für Barockvioline und Generalbass sowie anlässlich meiner Assistenz bei der Barockopernproduktion «La Calisto» von Cavalli konnte ich endlich verschiedene alte Instrumente kennen und spielen lernen.
Je mehr ich mich mit dieser Materie befasse, desto häufiger erinnert mich eine Aufführung Alter Musik, die sich nicht um die Praxis und Instrumente der vergangenen Epoche schert, an ein an sich wertvolles Museumsstück, welches zwar mit mehr oder weniger Aufwand präsentiert, aber sehr schlecht präpariert ist.

Auf dem Gebiet der Ensembleleitung, sei dies ein Chor oder ein Orchester, geht es in meinem Falle hauptsächlich um eines: ich versuche, ein Minus an natürlicher Autorität durch rhetorische Kompetenz und fachliche Überlegenheit in möglichst vielen musikalischen Bereichen wettzumachen. «Aus der Not eine Tugend gemacht» habe ich dann, wenn es mir gelingt, das Ensemble zu besserem Spiel und Zusammenspiel zu bewegen, indem ich dem Einzelnen das Interesse und die Begeisterung an der Sache und die Faszination der Einsicht in die Zusammen-hänge vermittle.