geboren am 30. Juni 1977 in Solothurn
Bürgerin von Laupersdorf
lebt in Biel


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Barbara Gasser hören: drei Begegnungen

Das erste Mal, vor Jahren war’s:
Barbara, damals noch Studentin, ihr Auftritt in der Jesuitenkirche Solothurn anlässlich eines Konzertes der Studierenden des Konservatoriums Biel. Das Programm: alte Musik und zeitgenössische. Barbara mit beidem vertraut, als Solistin Sofias Gubajdulinas meditative Komposition «Sieben Worte» interpretierend. Sie hören: Bewundernswert das hohe Können, die Intonationssicherheit und musikalische Gestaltungskunst der Cellistin, so jung und noch in Ausbildung, doch ausgereift das Spiel. Berührend und zutiefst beeindruckend ihr Ernst, die ihr eigene Gesammeltheit, ihre Hingabe an das anspruchsvolle, kontemplative Werk.

Später dann:
Ich höre und begegne Barbara erneut. Sie hat ihr Studium in Biel beendet und am Conservatoire de musique de Lausanne das Konzertdiplom erworben. Vertraut mit der Interpretation der Werke verschiedener Epochen und unterschiedlicher Stilrichtungen weiss sie sich durch die Erarbeitung moderner Werke besonders herausgefordert. Ihnen gilt ihr Interesse, und in der bewussten und zugleich einfühlsamen Wiedergabe neuster Musik bewährt sich ihr Können. Sie stellt es unter Beweis, indem sie ein äusserst anspruchsvolles Programm erarbeitet, bestimmt zur Teilnahme an einem Wettbewerb, das sie zur Probe erst im privaten Kreis spielt. Dort habe ich sie gehört, ihr bis in feinste Nuancen technisch äusserst gekonnt gestaltetes und zugleich expressives Spiel (Luciano Berio, Henri Dutilleux, Witold Lutoslawski u. a.); und bewundernd gesehen ihren Ausdruck des gesammelten Bewusstseins bei gleichzeitigem feinstem innerem Mitgehen.

Und die dritte Begegnung: eine Neuentdeckung, zeigend die Vielfalt der Interessen und des Könnens der Cellistin. Barbara spielt virtuos und profiliert deutend diesmal Lutoslawskis «Sacher Variationen», zeigt sich jedoch ebenso engagiert zusammen mit einem Cantautore, Cello spielend und mitsingend, in der anrührend lebendigen Wiedergabe italienischer Canzoni, mal stimmungsvoll gemüthaft, mal lebensnah erzählend, mal gesellschaftskritisch angriffig, wie eben Canzoni sind.

Barabara Gassers Repertoire weist in verschiedene Richtungen der Auseinandersetzung mit der Musik und der stilsicheren Interpretation älterer und modernster Werke. Was sie auch immer aufnimmt und spielt, ihre Musikalität findet den richtigen Ton. Seinem Zauber wird sich niemand entziehen, der zu hören weiss. Das ist auch das Geheimnis ihrer pädagogischen Musikerziehung und –schulung Cello spielender Kinder und Erwachsener, auch dies Zeugnis ihrer vielseitigen Begabung.

Heinz Wyss
Biel, 16. April 2005